Preisverleihung 2009

Die Gewinner des Ohrenblick mal! Handyclipwettbewerbs 2009 haben versucht alles aus ihren Handys rauszuholen. Die Ergebnisse könnt ihr hier bestaunen. Neben den Preisen auf dem Siegertreppchen wurde 2009 ein Sonderpreis vergeben und zwei lobende Erwähungen ausgesprochen. Das Sonderthema in diesem Jahr “Nah dran”. Außerdem wurde Ohrenblick mal! eine besondere Ehrung zuteil. Roland Poellinger verfasste für die Preisverleihung eigens eine Laudatio!

Platz 1:
RECORDING
Gymnasium Meiendorf (Hamburg)

 

Ralph und Martin vom Gymnasium Meiendorf in Hamburg haben 2009 mit ihrem Clip “recording” den ersten Platz erreicht! Ihr Clip zeigt den Blick eines Handys auf einen ganz normalen Tagesablauf. Die beiden haben den Film im Unterricht Bildende Kunst hergestellt.

Platz 2:
VON MUND ZU MUND
Medienwerkstatt Potsdam (Potsdam)

 

Die Silbermedaille ging 2009 an Lilli von der Medienwerkstatt Potsdam mit “Von Mund zu Mund”, einer besonderen Liebeserklärung an das mobile Telefongerät.

Platz 3:
KLICK UND WEG
von Christian, Katrin, Leonie, Leoni, Michi und Stefan

 

DIE FLIEGENDE ROSE
Frank, Medienwerkstatt Potsdam

SILBER,SCHEPPERND, RECYCLEBAR
Cintia, Dominika, Ilva und Sandra, Gymnasium Meiendorf (Hamburg)

 

 

Einen Sonderpreis bekam:

DIE FÜNFTE ÜBERRASCHUNG
SOS-Berufsausbildungszentrum (Nürnberg)

 

Da der Handyclip-Wettbewerb “Ohrenblick mal”! 2009 zum 5. Mal stattfand, gab es einen Sonderpreis zu gewinnen. Bekommen haben ihn Jugendliche des SOS-Berufsausbildungszentrums in Nürnberg mit ihrem Clip “Die fünfte Überraschung”. Herzlichen Glückwunsch!

 

 

Lobend erwähnt wurden:

FLUCHT
SchlaU e.V. – schulanaloger Unterricht für junge Flüchtlinge (München)

 

MAUERWANZE
Bezirksjugendring Oberfranken

 

 

Laudatio von Roland Poellinger

Van Gogh, sein Handyclip und ich

Ich würde gern mal dem Maler Vincent van Gogh ein Handy in die Hand geben. Dann würd ich ihn bitten, eines seiner Gemälde auszuwählen. Vielleicht nimmt er ein buntes Weizenfeld oder das französische Straßencafé. Vielleicht nimmt er die strahlende Sternennacht oder die Bauern auf dem Feld, die er mit wilden Strichen auf die Leinwand gesetzt hat. Und wenn er seine berühmten Sonnenblumen nimmt, dann würde ich ihn bitten, aus dem Bild noch mal einen Handyclip zu machen. Ich würde einfach danebenstehen und so still wie ein Brot sein, wenn der Mann auf den Aufnahmeknopf drückt. Und ich wär so gespannt zu erfahren, wie er diese alltägliche Dingen neu sehen würde, wie er mich seine Motive in einem Handyclip neu erleben lassen würde. Er, der ziemlich frischen Wind in die Sehgewohnheiten seiner Zeit gebracht hat, und nicht nur eine kleine laue Böe.

Ich frag mich schon den ganzen Tag, ob van Gogh seinen Handyclip für mich auch signieren würde, wenn ich ihn höflich bitte. „Es bedeutet eine riesige Anstrengung, uns von allen Konventionen zu befreien.“ – Das hat er mal gesagt, und so hat er auch gemalt. Und deswegen wär ich so gern dabeigewesen, wenn er die Handykamera in die Hand nimmt – dieses kleine Gerät, das wir ständig ganz nah dran an uns tragen – weil wir einen Anruf erwarten, weil wir auf eine SMS hoffen, weil wir damit Musik hören, weil wir schnell eine Sprachnotiz speichern, weil wir tolle Erlebnisse als Schnappschuss festhalten – oder: als Handyclip.

Was für eine großartige Herausforderung – „uns von allen Konventionen zu befreien“! Und was für ein großartiges Tool, mit dem wir dieser Herausforderung entgegengehen können: Unsere Handykamera. Es gibt nicht wirklich Handyclip-Vorbilder, die uns zum Nachbilden anstiften: Wir gehen nicht ins Kino, um uns dort die neuesten Handyclips anzusehen. Und nach den Abendnachrichten im Fernsehen zappen wir auch nicht rüber auf den „Handyclip-Kanal“. In einem eigenen Handyclip können wir völlig neu erfinden, wie wir uns ausdrücken wollen. Wir sind sogar gezwungen, uns völlig neu damit zu beschäftigen, was die Gestaltungsmöglichkeiten eigentlich sind, und was wir wirklich damit erzählen wollen.
Ohne Stativ, ohne Scheinwerfer, ohne Tonangel, vielleicht ohne Drehbuch, oft ohne Wiederholung, meist ohne tollen Ton müssen wir aus unserer Sicht erzählen – und können wir ziemlich frei aus unserer Sicht erzählen: in engster Enge, in kürzester Zeit, mit kleinstem Budget, in ungeahntem Blickwinkel!

Uns von alten Konventionen zu befreien, heißt gerade, jedes Bild neu zu sehen, neu zu erleben, neu zu durchdenken – für ein Publikum, in das wir uns ganz neu hineinversetzen.
Vincent van Gogh hat nicht mehr ganz erlebt, wie es vor 100 Jahren im Kinofilm auf ein-mal etwas vollkommen erstaunliches Neues gab: die „Entfesselte Kamera“. Das waren zwar immer noch riesige Ungetüme, die sich aber auf einmal auf Schienen oder an Seil-zügen in die Szene hineinbewegen konnten. Wie sollen wir dann heute zur Handykame-ra sagen? – „Beflügelt“ vielleicht!

Ich wünsche uns allen neu erlebte Bilder. Ich wünsche uns mehr kreativen Bildersturm statt zäher Bilderflut. Ich freue mich, dass auch 2009 wieder so viele dabei sind, ganz nah dran, bei ohrenblick mal!, im Auge des Handyclip-Orkans.